Tore zum richtigen Zeitpunkt

Die Parallelen zum vergangenen Heimspiel gegen Darmstadt waren irgendwie nicht zu übersehen. Am Ende stand für Bornheims Verbandsligafußballerinnen zwar ein Erfolg, wirklich überzeugt hatte man allerdings auch diesmal wieder nicht.

So konnte nach den 90 Minuten mit dem 5:3 gegen den FFC Runkel zwar ein relativ deutlicher Sieg verbucht werden, Zufriedenheit mit der eigenen Leistung wollte aber dennoch nicht so recht aufkommen. „Positiv ist festzuhalten,  dass wir wieder viele Tore geschossen haben. Andererseits waren wir in unserem Defensivverhalten teilweise aber viel zu nachlässig und haben uns das Leben damit unnötig schwer gemacht“ lautete die Einschätzung von Coach Holger Winkler der ergänzte; „Wir haben heute unsere Treffer immer zu strategisch günstigen Zeitpunkten erzielt. Das hat uns natürlich in die Karten gespielt.“

Und in der Tat lag Winkler mit seiner Einschätzung hier goldrichtig. Bereits nach 10 Minuten hatte sein Team durch 2 Treffer von Jenny Zitnik (09.) und Marie Fries (10.) in Front gelegen und damit den Weg zu einem Erfolg über den FFC schon frühzeitig geebnet. Insbesondere der Treffer von Fries war dabei mehr als sehenswert. Nach einem Vorstoß über die linke Seite, zog die Torschützin nach innen um dann mit einem satten Schuss ins obere lange Eck Keeperin Saskia Glaab keine Chance zu lassen.

Anders als vielleicht erwartet, suchte dass bislang noch sieglose Ligaschlusslicht sein Heil aber nicht ausschließlich in der Defensive. Durchaus gewillt, auch gegen den Tabellenführer mithalten zu wollen, spielte der FFC, wo immer sich die Gelegenheit dafür auftat, mutig nach vorne. In dieser Hinsicht zeigten sich die Bornheimerinnen dann auch als gute Gastgeberinnen und boten Runkel die entsprechenden Räume hierfür immer wieder an.

Der Anschlusstreffer zum 2:1 (28.) durch Franziska Falk war somit auch nicht wirklich überraschend, aber aufgrund des eigenen mangelhaften Defensivverhaltens, durchaus vermeidbar. Hatte der frühe Doppelschlag durch Zitnik und Fries den Bornheimerinnen bereits in die Karten gespielt, passte auch das umgehende 3:1 durch einen weiteren Treffer von Zitnik nur 10 Minuten später, genau in dieses Muster. Durchaus in die Kategorie „Tor des Monats“ passend, hatte Zitnik mit ihrem 20-Meter-Schuss exakt in den Torwinkel den alten Abstand schnell wieder hergestellt mit dem es dann auch in die Halbzeitpause ging. In Anbetracht zweier weiterer Bornheimer Großchancen durch Fries und Veloso da Silva schien Runkel mit dem 2-Tore-Rückstand noch gut bedient.

Runkel wollte sich aber dennoch keineswegs frühzeitig geschlagen geben.  Mit neuem Schwung aus der Halbzeitpause gekommen, gelang den Gästen kurz nach Wiederbeginn durch Luisa Bettini der neuerliche Anschlusstreffer zum 3:2 (52.). Und wieder fand Bornheim ein weiteres Mal umgehend die passende Antwort und abermals war es Fries, die zum 4:2 (55.) vollstrecken konnte.

Auch dieser Rückschlag konnte Runkel nicht wirklich in die Knie zwingen. Stattdessen antwortete der FFC mit dem erneuten Anschlusstreffer und konnte durch Clara Neeb auf 4:3 (65.) verkürzen. Als sei Bornheim das berühmte Pferd, das nur so hoch spränge wie es müsse, folgte sozusagen im direkten Gegenzug Bornheims Treffer Nr. 5. Einmal mehr war es Bornheims erfolgreichste Schützin Marie Fries, die mit ihrem 6.ten Saisontreffer zum 5:3 (67.) schnell dafür sorgte, keine allzu große Unruhe im eigenen Lager aufkommen zu lassen.

In dem nun ohne weitere große Höhepunkte verlaufenden Match, war es dann doch noch einmal das Gäste-Team, das in der Schlussphase mit einem Pfostentreffer von Bettini (83.) für Aufsehen sorgte. An dem am Ende dennoch ungefährdeten Bornheimer Erfolg änderte sich aber nichts mehr.

„Wir haben auch diesmal nicht wirklich überzeugen können und waren vor allem vor dem eigenen Tor zu sorglos“, pflichtete Christina Depta vom Bornheimer Trainerteam ihrem Kollegen Winkler bei. „Heute hat das gereicht um die drei Punkte einzufahren, aber grundsätzlich werden wir uns in den kommenden Spielen steigern müssen, wenn wir unsere Spitzenposition halten wollen“, so Depta.

Einen Teilerfolg durfte Bornheim 3 im Match gegen den Tabellenführer der Kreisliga A, den SC Weiß-Blau feiern. Trotz des 1:1 wollte aber nach Spielende nur verhaltene Freude aufkommen. „In Anbetracht der Chancenverteilung ist der Punkt für uns eigentlich zu wenig“, fand Bornheims Coach Christian Walter, dessen Team insbesondere in Halbzeit eins beste Möglichkeiten ungenutzt gelassen hatte.

Auf der anderen Seite reichte dem Tabellenführer eine gelungene Aktion, um nach 9 Minuten durch Julia Eichhorn mit 1:0 in Führung zu gehen. Mit diesem Resultat ging es schließlich auch in die Pause. Nach dem Seitenwechsel bot sich auch weiterhin ein ähnliches Bild. Bornheim bestimmte weitestgehend das Spielgeschehen, ohne jedoch daraus Kapital schlagen zu können. Die beste Gelegenheit für den verdienten Ausgleich bot sich der SG in der Schlussphase, jedoch verpasste Livia Lass bei einem Konter das Abspiel auf gleich 2 mitgelaufene Spielerinnen und traf bei ihrem Versuch stattdessen das Außennetz.

Als schon niemand mehr an den Ausgleich glauben wollte, war es die mit Sabine Abdulahi eine Ex-Spielerin von Weiß-Blau, die in der 85. Minute doch noch per Freistoß den hochverdienten Ausgleich für ihr Team erzielen konnte und Bornheim damit zumindest einen Zähler bescherte.

„Hätten wir heute verloren, wäre das sehr bitter gewesen. Mit dem einen Zähler können wir zumindest leben“, fand Christian Walter. „Wir dürfen aber auch nicht übersehen, dass wir sehr viele sehr junge Spielerinnen im Kader haben und noch viel Erfahrung fehlt. Dafür, dass das unsere erste Saison ist, können wir mit dem bisherigen Abschneiden trotzdem insgesamt zufrieden sein.“

Am Mittwoch steht für Bornheims Erste das Kreispokalfinale gegen den alten Rivalen SV Niederursel an. Die Partie wird um 20 Uhr auf der Sportanlage in Nieder-Eschbach angepfiffen. Gegen den Titelverteidiger und Ex-Verbandsligisten ist Bornheim auf dem Papier zwar in der Favoritenrolle, gibt sich aber trotzdem bescheiden.

„Natürlich wollen wir den Pokal nach Bornheim holen und uns zum zweiten Mal in Folge für den Hessenpokal qualifizieren“, meint Bornheim Abteilungsleiter Christoph Schaaff. „Wir wissen aber auch um die Qualität des Gegners und lassen uns nicht vom Klassenunterschied blenden. Wir werden auf jeden Fall eine gute und konzentrierte Leistung brauchen um am Ende als Siegerinnen vom Platz zu gehen.“

 

CS