Nichts für schwache Nerven

Mit einem 2:5-Auswärtserfolg bei Aufsteiger RSV Würges präsentierten sich Bornheims Verbandsligafußballer eine Woche nach der Schlappe gegen Schaafheim gut erholt. Allerdings stand der am Ende klare Erfolg trotz einer 0:3-Pausenführung zwischenzeitlich auf der Kippe.

Niederlagen setzte es dagegen für Bornheims Zweite und Dritte, die nach ihren Matches in Bad Nauheim sowie bei der TSG 51 II den Platz als Verliererinnen verließen.

In Würges hatte die Elf von Trainer Thomas Stein zunächst einen Blitzstart hingelegt. Keine 60 Sekunden waren von der Uhr gelaufen, als Marie Fries mit dem ersten Schuss bereits das 0:1 vorlegen konnte. Auch in den folgenden Minuten fand das Spielgeschehen vornehmlich vor dem Tor des Aufsteigers statt.

Dementsprechend lies auch Tor Nr. 2 nicht lange auf sich warten bis Pia Sösemann mit ihrem Treffer auf 0:2 (10.) erhöhen konnte. Alles schien somit auf einen aus Bornheimer Sicht höchst entspannten und erfolgreichen Samstagnachmittag hinauszulaufen, zumal Charlotte Wuth mit einem Lattentreffer (17.) einen weiteren Bornheimer Torerfolg nur um Haaresbreite verpasste.

Gefühlt aus dem Nichts, dann fast doch der Anschlusstreffer für den RSV. Nach einem Ballverlust auf Bornheims linker Abwehrseite konnte Katharina Naderer in den 16-er eindringen, traf aber zunächst nur den Pfosten. Der folgende Nachschuss von Naderer landete schließlich an der Unterkante der Latte, nach Einschätzung des Referees danach aber vor der Torlinie und bescherte Bornheim damit einen Glücksmoment der etwas anderen Art!

Als Marie Fries kurz vor der Pause mit einem sehenswerten 20-Meter-Freistoß den nächsten Treffer nachlegen und auf 0:3 erhöhen konnte, hätten wohl nur die größten Pessimisten vermutet, dass das Spiel sich noch einmal in eine andere Richtung würde entwickeln können.

Nachdem der Unparteiische in der Halbzeitpause zu der etwas überraschenden Erkenntnis gekommen war, die Trikotfarben der beiden Teams nun doch nicht so gut unterscheiden zu können, ging Bornheim im zweiten Spielabschnitt fortan in blauen Leibchen ins Rennen. Eine Erklärung für ein sich jetzt vollkommen veränderndes Spielgeschehen, dürfte dies allerdings nicht gewesen sein.

Fast hätte man den Eindruck haben können, beide Teams hätten in der Pause die Rollen getauscht. Die Heimelf agierte nach Wiederanpfiff deutlich aggressiver und wollte sich trotz des klaren Rückstandes noch lange nicht geschlagen geben. Zwar war es abermals Bornheim, dass durch Fries den ersten Torschuss der zweiten Halbzeit abgab, jedoch konnte Charlotte Bünning den Ball über die Latte lenken.

Knapp eine Stunde war gespielt, als das geschah, was sich aufgrund der deutlichen Leistungssteigerung der Gastgeberinnen bereits angedeutet hatte. Nach einer scharfen Hereingabe von der rechten Seite, war es schließlich ein Bornheimer Abwehrbein, das den Ball unglücklich ins eigene Netz lenkte und dem RSV das 1:3 (58.) bescherte.

Vermutlich hätte Bornheims Treffer Nummer 4 dem merklichen Würgeser Aufschwung ein schnelles Ende bereiten können, Marie Fries vergab aber nur 2 Minuten nach dem 1:3 vom Strafstoßpunkt. Vom eigenen Torerfolg und dem Bornheimer Fehlschuss offensichtlich zusätzlich angestachelt, drängte Würges auch in der Folge immer wieder in Richtung des Bornheimer Tores.

Bornheim verlor nun zunehmend die Ordnung im eigenen Spiel und kassierte fast folgerichtig nur 3 Minuten später den Anschlusstreffer. Nach einer Flanke von links kam Alina Jantz frei zum Abschluss und brachte ihr Team mit dem 2:3 (64.) endgültig zurück ins Match.

Erst danach fand Bornheim wieder etwas mehr Zugriff auf das Spielgeschehen und konnte den RSV in den kommenden Minuten wieder weitestgehend vom eigenen Tor fernhalten. Dennoch blieb das Spiel auch weiterhin auf Messers Schneide und nichts für schwache Nerven.

Ein weiterer Elfmeterpfiff des Referees sorgte in der Schlussphase dann doch für die Vorentscheidung zugunsten der Bornheimerinnen. Nach einem Foul an Laura Susset zeigte der Schiedsrichter abermals auf den Punkt, von dem aus Sarah Schielke schließlich zum 2:4 (83.) vollstrecken konnte.

Als schließlich Pia Sösemann nach einem Slalomlauf durch die gegnerische Abwehr auch noch die Torfrau umkurvt und zum 2:5 (87.) eingeschoben hatte, war das Spiel endgültig zu Gunsten von Bornheim entschieden.

In Anbetracht zweier aus Bornheimer Sicht völlig unterschiedlicher Halbzeiten, fiel das Fazit von Coach Thomas Stein dementsprechend gemischt aus: „In der ersten Halbzeit waren wir sehr dominant, haben uns viele Torchancen erspielt und hatten den Gegner gut im Griff. In der zweiten Halbzeit haben wir zeitweise völlig unverständlicherweise die Ordnung verloren und waren im Defensivverhalten nicht gut abgestimmt. Wir müssen daran arbeiten, dass wir auch in Druckphasen stabiler werden. Am Ende geht das Ergebnis aber in Ordnung“, befand Stein.

Einen Rückschlag musste dagegen Bornheims Zweite bei der 2:5-Niederlage in Bad Nauheim hinnehmen. Nach zuletzt 2 Siegen in Folge unterlag das Team von Interims-Trainerin Kim Diehl an deren Geburtstag in der Bäderstadt und verpasste es dabei, seiner Trainerin das passende Geschenk zu bereiten.

Trotz der scheinbar klaren Niederlage, war Bornheim aber keineswegs so chancenlos, wie es das Resultat vermuten ließ. Tatsächlich war Bornheim nach 22 Minuten sogar durch einen Treffer von Leyla Hitzeroth das 0:1 gelungen, das Nauheim aber noch vor der Pause durch Leana Schurig zum 1:1 (33.) egalisieren konnte.

In der Anfangsviertelstunde der zweiten Halbzeit konnte Bad Nauheim durch weitere Treffer von Mira Feuerbach (51.) und abermals Schurig (60.) schnell einen 2-Tore-Vorsprung herausschießen. Zwar gelang Annabelle Mau noch einmal der zwischenzeitliche Anschlusstreffer zum 3:2 (70.), die kurzzeitig aufkeimende Hoffnung zerstörte jedoch der umgehende Gegenschlag zum 4:2 durch Feuerbach nur eine Minute später.

Erneut war es die Doppeltorschützin, die schließlich 10 Minuten vor dem Ende der Partie mit ihrem dritten Treffer zum 5:2 den Sack endgültig zumachte.

„Ein bisschen haben wir uns heute selbst geschlagen“, fand Trainerin Kim Diehl nach dem Spiel. „Wir haben es mit individuellen Fehlern, insbesondere vor den Gegentoren, Bad Nauheim zu leichtgemacht und unsere eigenen Möglichkeiten zudem nicht nutzen können. Dann ist es immer schwer, ein Spiel zu gewinnen“, lautete das Resümee von Diehl.

Die erste Niederlage im vierten Spiel musste Bornheims Dritte bei der TSG 51 II hinnehmen und verlor mit 0:3. Auch hier war Bornheims Coach nicht zufrieden mit dem Auftritt seiner Elf: „Wir haben zahlreiche gute Torgelegenheiten gehabt, sie aber allesamt nicht genutzt. Hier wäre für uns sonst deutlich mehr drin gewesen“, kritisierte Christian Walter, der zudem auch mit dem Unparteiischen haderte.

Im Spielverlauf war Bornheims Esma Musanovic alleine auf das Tor der TSG zugelaufen, wurde dabei aber von Keeperin Susanne Zeiler ins Straucheln und damit um eine Abschlussmöglichkeit gebracht. „Aus meiner Sicht war das rotverdächtig weil Esma hier eine klare Torchance genommen worden ist“, monierte Walter und ergänzte: „Das gilt auch dann, wenn Esma nicht fällt. In solchen Situationen müssen wir noch cleverer werden“.

Bis zur Halbzeitpause hatte die TSG durch Treffer von Melissa Piserchia (17.) und Naomi Oei (21.) ein 2:0 vorgelegt. Nachdem Bornheim bis zur Schlussphase zahlreiche Torgelegenheiten ausgelassen hatte, um noch einmal ins Match zurückzufinden, legte Oei kurz vor dem Ende noch einmal zum 3:0 (89.) nach.

„Natürlich war das jetzt ein kleiner Dämpfer für uns, der uns aber nicht aus der Bahn werfen wird“, fand Walter, auf dessen Team am kommenden Spieltag mit dem bislang noch ungeschlagenen EFC Kronberg ein schwerer Gegner wartet. „Wenn wir dann unsere Torchancen wieder besser nutzen, ist für uns alles möglich“, ist Walter mit Blick auf das Match aber optimistisch.

C.S.