Versprochen und geliefert

Der Blick auf die Tabelle der Verbandsliga Süd hatte ein Spitzenspiel versprochen. Und den rund 120 Zuschauern, die an diesem herbstlich kalten Abend den Weg an die Berger Straße gefunden hatten, wurde genau dieses Topspiel geliefert.

In einer hochklassigen Partie konnte sich nach umkämpften 90 Minuten Spitzenreiter SG Bornheim knapp mit 3:2 durchsetzen und damit seine Tabellenführung gegen einen der aussichtsreichen Mitbewerber um die Meisterschaft erfolgreich verteidigen.

Dabei hatte das Match insbesondere aus Sicht der Gäste einen denkbar unglücklichen Auftakt genommen, als sich bereits nach 5 Minuten Keeperin Sayaka Koyama ohne gegnerische Einwirkung die Schulter auskugelte und nach vorangegangener notärztlicher Behandlung in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Aber auch von der fast 40-minütigen Unterbrechung, lies sich das Bornheimer Team nicht beeindrucken und unterstrich nach dem Neustart in eindrucksvoller Weise seine Rolle als Tabellenführer. Mit immer wieder langen Ballstafetten, sicherem Passspiel und einer gegen Null tendierenden Fehlerquote bestimmte die Bornheimer Elf das Spielgeschehen über weite Strecken der ersten Spielhälfte.

Die erste große Chance bot sich Lilly Wiegelmann, die schön freigespielt vor dem Dortelweiler Tor auftauchte, den Ball aber nur um Haaresbreite am langen Eck vorbeisetzte. Auf der Gegenseite bildete die Defensive der SG ein fast unüberwindlich scheinendes Bollwerk, das nahezu jeden Zweikampf gewann und darüber hinaus immer wieder auch gute Gegenangriffe inszenierte.

Ein genialer Schnittstellenpass von Luzie Ottenheim führte dann auch nach 16 Minuten zur verdienten 1:0-Führung. Louise Wiegelmann, konnte ein Zuspiel von Ottenheim erlaufen, die für die verletzte Koyama das Tor hütende Lena Euler umkurven und den Ball im Tor unterbringen.

Der zweite Bornheimer Schlag folgte nur wenig später. Nach einem Kempf-Freistoß den Euler nur abklatschen lassen konnte, war Louise Wiegelmann erneut zur Stelle und schob den Abpraller zum 2:0 (20.) in die Maschen.

Vermutlich hatte der ein oder andere im Bornheimer Lager spätestens jetzt das Gefühl, dass auch an diesem Abend abermals ein leichter und lockerer Sieg eingefahren werden könnte. Das dem jedoch nicht so war, sollte sich schon sehr bald danach herausstellen. Einer der wenigen Dortelweiler Vorstöße vor das gegnerische Tor, gepaart mit einem der wenigen Fehler der Bornheimer Defensive, führte zum 2:1 durch Leana Oertel (37.) die sich zentral an der Strafraumgrenze durchsetzen konnte und Nora Ghoulla im Bornheimer Tor überwand.

Ein erstes Dortelweiler Ausrufezeichen, das aber Wirkung zeigte. Fast schien es so, als hätten die Gäste genau dieses Signals bedurft, agierte der Tabellendritte jetzt deutlich offensiver und mit mehr Zug in Richtung Bornheimer Tor. Wenig verwunderlich, dass der kurz darauffolgende Halbzeitpfiff der SG daher durchaus gelegen kam, um die kurzzeitige Dortelweiler Drangphase zu beenden.

Trainer Thomas Stein brachte mit Anne-Christin Goßner und Vera Klingebiel zum Wiederanpfiff zwei frische Kräfte in die Partie, doch gingen auch die ersten Minuten der zweiten Hälfte an die Dortelweiler Elf, die mittlerweile mehr und mehr die Spielkontrolle übernahm.

In diese Druckphase hinein, war es Bornheims Top-Torjägerin Vanessa Kempf, die mit ihrem Treffer zum 3:1 (59.) ihr Team wieder zurück ins Spiel holte. Nach toller Vorarbeit und Hereingabe über die rechte Außenbahn von Anne -Christin Goßner war es Kempf, die mit einer herrlichen Direktabnahme den alten 2 Tore-Vorsprung wiederherstellen konnte.

Auch wenn Bornheim danach das Spiel wieder etwas besser im Griff hatte, konnte es jedoch nicht zu der Dominanz aus den ersten 45 Minuten zurückkehren. Dafür, dass es am Ende noch einmal richtig spannend wurde sorgte Jule Schanbacher mit ihrem Treffer zum 3:2 (80.)

In den Schlussminuten versuchte Dortelweil alles, um vielleicht doch noch den Ausgleichstreffer zu erzielen, doch konnte die Bornheimer Defensive den knappen Vorsprung am Ende über die Ziellinie retten.

Nach dem Schlusspfiff zeigte sich Trainer Thomas Stein erleichtert über den knappen, aber nicht unverdienten Erfolg: „Die ersten 30 Minuten unseres Spiels waren vielleicht die besten seit meinem Amtsantritt in Bornheim!“  lobte Stein seine Elf „Wir haben das Spiel klar bestimmt, hätten daraus aber mehr Kapital schlagen müssen“, fand Stein. „Wenn wir vor dem Tor insgesamt etwas entschlossener aufgetreten wären, wäre sicherlich auch der vierte Treffer möglich gewesen. Vermutlich wäre es dann am Ende ein nicht ganz so enges Match geworden“.

Auch Bornheims Sportlicher Leiter Christoph Schaff war am Ende zufrieden mit dem Bornheimer Auftritt: „Das war heute bislang mit Abstand der stärkste Gegner, auf den wir getroffen sind. Von daher dürfen wir dieses Match nicht mit den vorangegangenen Spielen vergleichen. Ich denke die Zuschauer, die heute gekommen sind, haben ihren Besuch nicht bereut und haben eine Partie gesehen, die über weite Strecken auf Hessenliga-Niveau stattgefunden hat“, fasste Schaaff zusammen und ergänzte; „Das sind genau die Spiele die jede einzelne Spielerin, aber auch wir als Team benötigen, um uns weiterzuentwickeln. Natürlich nehmen wir die lockeren und leichten Erfolge der vergangenen Spiele gerne mit. Es braucht aber auch genau diese Herausforderungen wie heute, um zu erkennen, wo wir stehen und woran wir noch arbeiten müssen.“

Weitaus weniger spektakulär präsentierte sich dagegen das Spiel von Bornheims Zweiter gegen den SC Riedberg. Mit dem 3:0 über den Stadtrivalen blieb das Kreisoberliga-Team von Trainer Christian Dietz weiter ohne Punktverlust und marschiert in großen Schritten in Richtung Herbstmeisterschaft.

Allerdings tat sich Bornheim in diesem Match wesentlich schwerer als erwartet. Nachdem Annabelle Mau die erste gute Möglichkeit (16.) noch ungenutzt gelassen hatte war Mau kurz darauf nach einem gelungenen Zuspiel von Paulina Schuster deutlich erfolgreicher und konnte das 1:0 (21.) für ihr Team erzielen.

Das eigentlich sichere 2:0 verpasste Ana-Sophie Costa Werner, die nach einer Hereingabe von der rechten Seite völlig freistehend den Ball aus kürzester Distanz über den Querbalken setzte. Nachdem sich abermals Mau erfolglos versucht hatte, war es Sabine Abdulahi die kurz vor dem Halbzeitpfiff doch noch auf 2:0  (44.) erhöhen konnte.

War das Spiel trotz der 2-Tore-Führung zur Pause in Halbzeit eins noch einigermaßen ausgeglichen, konnten sich die Bornheimerinnen nach dem Seitenwechsel nun mehr und mehr ein Übergewicht erspielen. Auch wenn das eigene Spiel jetzt deutlich ansehnlicher wurde, reichte es am Ende der 90 Minuten nur noch für einen dritten Treffer durch Sabine Abdulahi (66.)

„Das war heute mit Sicherheit nicht unsere beste Leistung, was aber am Ende zählt, sind die 3 Punkte“, war Trainer Christian Dietz trotzdem nicht unzufrieden. „Wir hatten uns in den Spielen zuvor immer wieder das Ziel gesetzt zu null zu spielen, diesmal ist uns das endlich gelungen!“ so Dietz, dessen Team am kommenden Wochenende spielfrei ist.

Dagegen gastiert das Verbandsliga Team beim FSV Schierstein und möchte auch dort seine Erfolgsserie weiter fortsetzen. „Wir wollen die positive Energie aus dem Topspiel gegen Dortelweil gerne mitnehmen und auch in Schierstein dreifach punkten“, meint Trainer Thomas Stein.

Gegen den Tabellenneunten der bislang lediglich 3 Punkte auf der Habenseite verbuchen konnte, sollte dieses Ziel durchaus realistisch erscheinen. „Trotzdem müssen wir den Fokus halten und mit der gleichen Entschlossenheit wie gegen Dortelweil agieren“, findet Stein, der mit seinem Team auch weiterhin die Erfolgswelle reiten will.

CS