Es muss nicht immer Kaviar sein

Nein, fußballerische Feinkost war es nun wirklich nicht, was Bornheims Verbandsliga-Fußballerinnen am vergangenen Samstag zu bieten hatten. Allenfalls Hausmannskost wurde der erfolgsverwöhnten Bornheimer Anhängerschaft geboten, die an diesem Abend den Weg in den Niederurseler Dorfwiesenweg gefunden hatte. Und dennoch sollte es reichen um am Ende des Abends zufrieden und gesättigt mit 3 weiteren Punkten, den Heimweg nach Bornheim antreten zu können.

So orientierte sich das Fazit am Ende der 90 Minuten dann auch an der altbekannten Formel „Mund abputzen, weitermachen“ und Bornheim-Coach Stein stellte nach dem hart umkämpften Match nüchtern fest: „Das war heute sicherlich nicht unsere beste Leistung“,

Tatsächlich war es so, dass sich die Bornheimerinnen über den gesamten Spielverlauf hinweg an diesem Abend auf dem neuen Niederurseler Kunstrasen mehr als schwertaten und eine wahre Energieleistung benötigte um den Platz am Ende als Siegerinnen zu verlassen.

Dies lag sicherlich nicht zuletzt auch daran, dass sich der gastgebende SV mit bedingungslosem Einsatz und nicht enden wollender Energie über die gesamte Spielzeit hinweg durch das Match fightete. Tabellenführer Bornheim fand dagegen zu fast keiner Phase des Spiels in seinen gewohnten Flow.

Zwar hatte Stein seine Elf noch vor der Partie davor gewarnt, dass das konsequente Attackieren und das damit verbundene Zerstören des Bornheimer Angriffsspiels die Taktik des Gegners sein dürfte, jedoch gelang es der SG nicht, ein geeignetes Gegenmittel für die Niederurseler Spielweise zu finden.

Nach einer eher belang- wie ereignislosen Anfangsviertelstunde war es Niederursel, das mit einem Schussversuch von Emily Störmer an das Außennetz das erste Ausrufezeichen setzen konnte. Praktisch im Gegenzug war es Bornheims Luzie Ottenheim, die sich am Strafraum zwar gegen 4 Niederurseler Spielerinnen durchsetzen konnte, mit ihrem Abschluss das Tor aber verfehlte.

Der Rest des ersten Durchgangs ließ zumindest aus Bornheimer Sicht das Salz in der Suppe vermissen. Fast schon folgerichtig ging es nach 45 Minuten mit einem torlosen 0:0 in die Kabine.

Das Bornheim sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht besser in Szene setzen konnte, war neben der körperbetonten und immer wieder mit kleinen Nickligkeiten versehenen Spielweise des SVN auch dem Umstand geschuldet, dass Bornheim an diesem Abend die bislang wohl schwächste Leistung in dieser Spielzeit ablieferte. Zu wenig Laufbereitschaft und viele kleine leichte Fehler machten die zweifelsohne vorhandenen Bornheimer Qualitäten diesmal nahezu unsichtbar.

Hatte man in Halbzeit 2 auf Besserung gehofft, so erfüllte sich diese Hoffnung nur zum Teil. Stattdessen ging die erste große Torgelegenheit des Spiels auf das Konto des SV Niederursel, als Bianca Vacirca im Sechzehner aufgetaucht war und mit ihrem Versuch Serikan Atakci zu einer ersten Glanzparade zwang.

Während Bornheim zwar jetzt etwas besser im Spiel war, aber auch nach wie vor nicht wirklich in Tritt kommen wollte, konnten die Gastgeberinnen auch die zweite gute Torgelegenheit für sich verbuchen. Diese glich einer Kopie der ersten Großchance.

Abermals über eine Hereingabe von der rechten Seite an den langen Pfosten bedient, war es wiederum Vacirca, die mit ihrem Abschluss aus spitzem Winkel Atakci zum Eingreifen zwang. Kurz zuvor hätte Vanessa Kempf auf der anderen Seite Bornheim in Führung bringen können, jedoch setzte Kempf den Ball aus aussichtsreicher Position über den Niederurseler Kasten.

Bornheim versuchte immer wieder dem etwas faden Auftritt durch einen eigenen Treffer mehr Würze zu verleihen, Niederursel übernahm aber auch weiterhin die Rolle des Spielverderbers.

Als in den Schlussminuten der Begegnung schon niemand mehr mit einem Treffer rechnete war es Bornheims Mara Hambrock, die praktisch zum Dessert doch noch die Kirsche auf der Torte lieferte.

Nach einem von Keeperin Serikan Atakci schnell eingeleiteten Angriff, zog Hambrock auf der rechten Außenbahn in beeindruckender Art und Weise auf und davon und hämmerte das Leder unhaltbar zum entscheidenden 0:1 (84.) in das obere Dreieck des Niederurseler Tores.

„Wir haben den Kampf angenommen und das Ding am Ende im Stil einer Spitzenmannschaft durchgezogen“, zog Stein nach dem Schlusspfiff Bilanz. „Ein großes Kompliment an das ganze Team! Dass sind genau die Spiele, die am Ende den Meister machen“, lobte Bornheims Coach.

Erleichtert äußerte sich auch Bornheims Abteilungsleiter Christoph Schaaff: „Diese Aufgabe haben wir uns sicherlich etwas leichter vorgestellt. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir heute eingestehen, dass wir dieses Match auch hätten verlieren können“, räumte Schaaff ein. „In der Summe hatte Niederursel sicherlich die besseren Torgelegenheiten, am Ende war es Mara die den Unterschied gemacht hat. Wir müssen lernen, gegen eine Spielweise wie die des Gegners mehr Resilienz zu entwickeln, um auch dann unser eigenes Spiel besser durchbringen zu können. Der heutige Sieg war eine Willensleistung verbunden mit der notwendigen Portion Glück, dass wir uns aber sicherlich auch verdient haben.“

Durch den Erfolg bleibt Bornheim nicht nur weiter ungeschlagen, sondern konnte auch bereits einen Spieltag vor dem Hinrundenende die Herbstmeisterschaft klarmachen. Mit einem Erfolg am letzten Hinrundenspieltag gegen die DJK-SSG Darmstadt könnte Bornheim das Punktekonto auf Zähler und damit die fast maximale Summe von 30 Punkten aus 10 Spielen ausbauen. Damit würde das Team mit mindestens 4 Zählern Vorsprung auf die Konkurrenz in die Winterpause gehen.

„Wir wollen auch das letzte Spiel unbedingt gewinnen, um mit der bestmöglichen Ausgangsposition in die Rückrunde zu starten“, sagt Schaaff. „Mannschaft und Trainer haben bis jetzt einen tollen Job gemacht und wollen im letzten Punktspiel des Jahres jetzt das Fundament für eine erfolgreiche Rückrunde legen“.

Nach einer langen Durststrecke durfte sich auch Bornheims Dritte endlich wieder einmal über ein Erfolgserlebnis freuen. Im Nachbarschaftsduell gegen den FSV Bergen behielt das Kreisoberliga-Team von Trainer Christian Walter mit 5:2 die Oberhand und konnte damit zumindest Platz 6 nach unten ein wenig absichern.

Nachdem Annabelle Mau mit ihrem Treffer zum 1:0 (13.) in Front geschossen hatte, konnte Franziska Ochs zum zwischenzeitlichen 1:1 (27.) ausgleichen. Noch vor der Pause waren es Clara von Öttingen, die nach vorangegangener Ecke per Kopf zur Stelle war, sowie Marlene Gräser, die mit ihren Treffern (40./45.) für die 3:1-Pausenführung sorgten.

Noch einmal konnte Delnia Yari mit dem 3:2 (54.) den FSV nach der Pause heranbringen, bevor Annabelle Mau mit einem ihrer gefürchteten Freistöße zum 4:2 (65.) den alten Abstand wiederherstellte. Den Schlusspunkt setzte Madlen Budimir, die mit dem Schlusspfiff auch noch das 5:2 (90.) nachlegen konnte.

„Diesmal haben wir uns im Gegensatz zur Vorwoche für eine insgesamt gute Leistung belohnt“, war Walter nach dem Spiel erleichtert. „Es war für alle wichtig, endlich wieder ein Erfolgserlebnis zu haben. Jetzt gilt es auch am kommenden Wochenende bei Blau-Gelb drei weitere Punkte zu holen“, hofft Walter auf ein nächstes Erfolgserlebnis.

CS