Frauen: Kein Lohn für Bornheims Mühen

Manchmal sind es nur wenige Minuten, die zwischen Glücksgefühl und Depression liegen. Eben noch den Sieg vor Augen, um dann –nur wenig später- doch mit leeren Händen dazustehen. Diese bittere Erfahrung mussten Bornheims Hessenligafußballerinnen zum Auftakt der Rückrunde bei ihrem Auswärtsmatch in Wetzlar machen. Hatte man bis 5 Minuten vor Schluss der Partie noch mit 1:0 in Front gelegen, lautete das Schlussresultat am Ende der 93 gespielten Minuten 1:2  für den gegnerischen FSV.

 

„Wir haben am Ende leider zu hektisch und planlos agiert und das Spiel nicht mehr unter Kontrolle gehabt“, fand Bornheims Interimscoach Mario Koch nach Spielende eine kurze und knappe Erklärung für den späten Knockout seiner Elf. „In der ersten Halbzeit haben wir das sehr gut gemacht und hatten das Spiel über weite Strecken im Griff. Leider haben wir das nicht über 90 Minuten durchziehen können und konnten auch von der Bank nicht mehr wirklich nachlegen“, sah Koch auch in der angespannten Personalsituation einen wichtigen Grund für die Niederlage. In der Tat mussten die Bornheimerinnen an diesem Spieltag mit Esma Gado, Caroline Girard und Nicole Stilger gleich 3 Stammkräfte ersetzen und hatten mit der erst 17-jährigen Nachwuchsspielerin Sitha Plinke lediglich eine Alternative auf der Auswechselbank.

 

Die ersten Minuten der Partie hatten zunächst den Gastgeberinnen gehört, die sich bereits nach 2 Minuten eine erste Chance durch Lara Martin erspielen konnten. In der Folge bekam Bornheim jedoch Spiel und Gegner zunehmend in den Griff und konnte nach 22 Minuten seinerseits durch Christina Depta mit 0:1 in Führung gehen. Mit einem Freistoß hatte Nicole „Jackson“ Gueye zunächst die Querlatte des Wetzlarer Tores getroffen, den zurückspringend Ball konnte Bornheims Torjägerin vom Dienst per Kopf dann aber doch über die Linie befördern. Auch bis zur Pause sollte sich in einer an Höhepunkten armen Partie nicht mehr viel ereignen, so dass das knappe Resultat zur Halbzeitpause weiterhin Bestand hatte.

 

Auch im zweiten Spielabschnitt änderte sich am Spiel insgesamt wenig. Bornheim verwaltete die eigene Führung ohne große Mühe, konnte sich aber kaum nennenswerte Offensivaktionen erspielen. Einmal gelang es Pia Sösemann gefährlich vor dem Wetzlarer Kasten aufzutauchen (52.) jedoch verfehlte ihr Abschluss sein Ziel. Somit ließ es das Spiel auch in Halbzeit zwei an größerem Unterhaltungswert weitestgehend vermissen, bis es schließlich in der Schlussphase doch noch eine dramatische Wendung erfahren sollte. Hier erwies sich schließlich ein Wechsel von Wetzlars Trainerin Stamatka Zabunova als wahrer Glücksgriff für ihr Team. Nachdem die nach 60 Minuten ins Spiel gekommene Ann-Kathrin Kundermann mit ihrem Schuss (79.) Bornheims Keeperin Kaya Rütters zunächst zu ihrer ersten echten Bewährungsprobe an diesem Nachmittag gezwungen hatte, konnte Johanna Daus schließlich doch für den FSV zum 1:1 (85.)ausgleichen.  Zuvor war es der Bornheimer Hintermannschaft nicht gelungen, den Ball aus der Gefahrenzone zu befördern. In der nun immer hektischer werdenden Partie drängte Wetzlar jetzt vehement auf den Siegtreffer und wurde in der Nachspielzeit für seine Bemühungen doch noch belohnt. Nach einem Eckball zeigte sich Bornheim im eigenen Strafraum abermals orientierungslos, so dass „Joker“ Kundermann quasi mit dem Schlusspfiff das Blatt zu Gunsten ihres Teams wenden und den glücklichen 2:1-Siegtreffer (90+3) erzielen konnte.

 

„Wenn wir uns die Ergebnisse der anderen Spiele anschauen, wird unser heutiges Resultat noch bitterer. Mit einem Erfolg hätten wir einen großen Schritt weg von der Abstiegszone machen und ein wichtiges Signal setzen können. Leider haben wir das verpasst, aber wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Diese Niederlage war ganz klar vermeidbar!“ war Bornheims Sportlicher Leiter Christoph Schaaff vom Ergebnis dementsprechend enttäuscht und ergänzte: „Aber wir versuchen auch aus diesem Spiel das Positive mitzunehmen. Wir hatten den Tabellenvierten auf dessen Platz am Rande einer Niederlage und haben trotz unserer personellen Situation eine respektable Leistung gezeigt. Am Ende hat uns das letzte Quäntchen Glück gefehlt, das man braucht um so ein Spiel über die Zeit zu bringen. Wetzlar hat das Spiel nicht gewonnen, sonder wir haben es verloren.“

 

Auch Bornheims „Zweite“ musste sich am Samstag dem Gegner geschlagen geben und verlor auf eigenem Platz gegen den Tabellenzweiten SG Egelsbach mit 1:3. Der ambitionierte Aufsteiger und designierte Vizemeister ging bereits früh durch Isabelle Böhmer mit 0:1 (02.) in Führung und konnte diese durch Laura Bade kurz darauf sogar auf 0:2 (12.) ausbauen. Nach dem Seitenwechsel war es die aktuell Führende der Torjägerliste der Gruppenliga Katharina Jacobs, die mit ihrem 21.Saisontreffer das 0:3 (47.) besorgte und damit für die Vorentscheidung sorgte. Bornheim hielt trotz der Niederlage gegen den Favoriten gut dagegen und erarbeitete sich eine Reihe von guten Tormöglichkeiten die jedoch ungenutzt blieben. Somit reichte es nur für den Treffer von Laura Hestermann zum 1:3 nach 70 Minuten der jedoch am Ende zu wenig war. Zwar hatten Benita Schopper (72.), Tabea Radloff (74.) und Tatjana Smigic (80.) danach beste Möglichkeiten besessen, das Spiel noch einmal zu Gunsten von Bornheim zu drehen, verpassten aber allesamt einen weiteren Torerfolg.

 

„Die Mädels haben ein hervorragendes Match geliefert aber sich trotz bester Torchancen leider nicht für ihre gute Leistung belohnt.  Wir hatten die Chance heute für eine große Überraschung zu sorgen. Das uns das nicht gelungen ist, lag ausschließlich an unserer mangelhaften Torausbeute. Auf jeden Fall macht das Spiel aber Mut für die kommenden Aufgaben“, war Bornheims neuer Coach Calo Sanfratello trotz der Niederlage mit der Leistung seines Teams dennoch zufrieden und auch der Egelsbacher Coach Jimmy Karl fand lobenden Worte für das Bornheimer Team: „Wenn das 2:3 fällt, wäre es wohl noch richtig eng geworden. Gegenüber unserem klaren Erfolg im Hinspiel hat sich Bornheim klar verbessert gezeigt.“