Frauen: Wenn Niederlagen sich nicht gleichen
2 Spiele, 2 Niederlagen: So lautete die ernüchternde Bilanz der Bornheimer Frauenteams am Ende des 5.Spieltages. Und doch waren die jeweiligen Gefühlslagen bei den Unterlegenen durchaus sehr unterschiedlich. Während Bornheim II mit der unglücklichen Niederlage im Kellerduell gegen die SpVgg. Bad Nauheim haderte, konnte Bornheim I der 1:3-Pleite gegen Spitzenreiter Dortelweil durchaus auch positive Aspekte abgewinnen.
Im Spitzenspiel, das sich dieses Attribut absolut verdient hatte, lieferte der Tabellenzweite dem designierten Hessenligaaufsteiger aus der Wetterau ein offenes und hochklassiges Match und zeigte seine bislang beste Saisonleistung. Diese war auch absolut erforderlich, um dem Ligaprimus Paroli bieten zu können. Das es am Ende nicht zu einem Punktgewinn reichte, war zum einen der an diesem Abend schwachen Chancenverwertung zuzuschreiben, zum anderen der Tatsache, dass Dortelweil im Stile eines Top-Teams seine Tore zum richtigen Zeitpunkt erzielte.
Zwar hatte der SC die erste Gelegenheit des Matches, jedoch vergab Paula Gies gegen die hervorragend reagierenden Kaya Rütters im Bornheimer Kasten. Im weiteren Verlauf kam die SG immer besser ins Spiel und hätte ihrerseits in Führung gehen können. Pia Sösemann, mit einem genau getimten Steckpass von Marie Fries auf die Reise geschickt, scheiterte jedoch im 1 gegen 1 an Dortelweils Keeperin Jolina Rahn. Erneut war es Sösemann, der sich die Chance zum Führungstreffer bot (39.), aber auch diese Möglichkeit ungenutzt ließ. Als sich alle bereits auf ein zu diesem Zeitpunkt sicherlich auch leistungsgerechtes Remis zur Halbzeit eingestellt zu haben schienen, schlug Dortelweil zweimal eiskalt zu. Ein Doppelschlag von Antonia Wittich und Matea Galic (40./44.) brachte die Gäste-Elf mit 0:2 in Front und gab Bornheim eine Denkaufgabe mit in die Halbzeitpause.
Auch nach dem Seitenwechsel erwischte der SC den zunächst etwas besseren Start und versuchte früh, den dritten Treffer nachzulegen. Bornheim überstand diese Druckphase jedoch schadlos und fightete sich zurück ins Spiel. Als Sösemann nach einem Bornheimer Angriff im Strafraum zu Fall gebracht wurde, entschied der hervorragend leitende Referee Frank Heere auf Strafstoß. Die in dieser Spielzeit bereits dreimal aus dem Spiel heraus erfolgreiche Marie Fries bewies auch vom Punkt Nervenstärke und markierte das 1:2 (64.). Sollte der Anschlusstreffer eigentlich das geeignete Signal darstellen, um dem Match noch einmal eine Wende geben zu können, konterte der SC diesen Gegenschlag unbeeindruckt und unmittelbar aus. Nur 4 Minuten später war es Paula Gies, die mit ihrem Treffer zum 1:3 (68.) den alten 2-Tore-Abstand wiederherstellte und damit für den Schlüsselmoment in dieser Partie sorgte.
Auch wenn Bornheim weiterhin bemüht war, noch einmal in das Spiel zurückzufinden, blieben weitere Gelegenheiten aus. Auf der Gegenseite war es Rütters, die noch zweimal (78./84.) durch ein beherztes Eingreifen weitere Gegentreffer verhinderte. Allerdings wäre ein deutlicherer Sieg der Gäste aufgrund des starken Bornheimer Auftritts sicherlich nicht gerechtfertigt gewesen.
So war man auf Seiten der Gastgeberinnen angesichts der Niederlage auch nur kurzzeitig enttäuscht: „Natürlich hätten wir hier heute gerne wenigstens einen Punkt behalten. Wir müssen aber auch anerkennen, dass uns Dortelweil vor allem in Sachen Spieltempo und Handlungsschnelligkeit in den entscheidenden Situationen überlegen war“, zog Trainer Ivica Zitnik ein erstes Fazit nach Spielende. „Trotzdem haben wir in einem Spiel, dass sicher Hessenliganiveau hatte, ausgezeichnet dagegengehalten und können stolz auf unsere Leistung sein. Leider hat uns in der ein oder anderen Situation das nötige Matchglück gefehlt, um etwas Zählbares mitzunehmen“, so Zitnik.
Am kommenden Wochenende reist Bornheim nach Haitz und muss dort Platz 2 verteidigen. „Das wird sicherlich kein leichter Gang“, weiß Zitniks Trainerkollegin Christina Depta. „Wir haben in der letzten Saison dort 0:1 verloren und hatten große Probleme mit Platz und Gegner. Das müssen wir diesmal besser lösen, wenn wir dreifach punkten wollen!“
Gänzlich andere Gefühle löste dagegen die Niederlage von Bornheims Gruppenliga-Team gegen die SpVgg. Bad Nauheim aus. Für das Schlüsselspiel der ganz anderen Sorte hatte man sich vorgenommen, gegen den bislang ebenfalls noch punktlosen Konkurrenten endlich den ersten Saisonerfolg einzufahren. Es sollte allerdings gänzlich anders kommen.
Dominat im ersten Durchgang und mit genügend Torgelegenheiten um einen beruhigenden Vorsprung herauszuschießen, schien sich die Partie in die aus Bornheimer Sicht gewünschte Richtung zu entwickeln. Dreimal war es Sabine Abdulahi (05./20./31.), die jeweils aussichtsreich zum Abschluss kam, jedoch den Ball nicht zur erlösenden Führung im Tor unterbringen konnte.
Vielleicht wäre es am Ende anders gekommen, wenn der SG in Halbzeit eins dieser „Frustlöser“ gelungen wäre. Allerdings fand Bad Nauheim nun immer besser ins Spiel und konnte die Partie in der zweiten Halbzeit weitestgehend ausgeglichen gestalten. Nach einem abermals erfolglosen Versuch von Abdulahi, konnte sich Sonnur Kiricioglu im Bornheimer Tor nach gut einer Stunde das erste Mal auszeichnen, als sie einen Schuss von Laura Schmidt parieren konnte.
Wäre selbst eine Punkteteilung in Anbetracht der zahlreichen und guten Torgelegenheiten noch zu wenig gewesen, stellten die Schlussminuten die Partie schließlich vollends auf den Kopf. Die Nauheimer Führung durch Michelle Schomberg (84.), sowie ein weiterer Gegentreffer durch Schmidt kurz vor dem Abpfiff zum 0:2, machten das Bornheimer Desaster innerhalb von wenigen Minuten komplett.
„Dieses Spiel hätten wir niemals verlieren dürfen“, war Trainer Christian Walter dementsprechend bedient. „Wir hatten genügend Möglichkeiten, das Spiel zu entscheiden und mit einem Erfolg unsere Situation zu verbessern. Dass uns das nicht gelungen ist, haben wir uns ganz alleine selbst zuzuschreiben“, fand Walter.
Nach der neuerlichen Niederlage steckt Bornheim mehr denn je im Abstiegskampf und muss sich bereits zu diesem frühen Zeitpunkt ernsthafte Sorgen um den Klassenerhalt machen. Wie der Turnaround geschafft werden soll bleibt momentan aber nur eine von vielen offenen Fragen, die an der Berger Straße in den kommenden Wochen beantwortet werden müssen.
CS